Der Trubel um die Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat grosse Aufmerksamkeit auf den alternativen Kurznachrichtendienst «Mastodon» gerichtet. Die Plattform gilt als besonders nutzer- und datenschutzfreundlich und erlebt derzeit einen Hype. Doch lohnt es sich, aus Datenschutzgründen auf Mastodon umzusteigen?
Was ist Mastodon?
Mastodon ist ein Kurznachrichtendienst, auf dem die Nutzer*innen kurze Texte, Bilder und Videos teilen können. Im Prinzip unterscheidet sich Mastodon kaum von Twitter. Ein Post wird nicht «Tweet», sondern «Tröt» genannt. Eine Person «tweetet» also nicht, sie «trötet» und die «Tröts» dürfen 500 Zeichen lang sein. Ein «Tweet» hingegen darf nur 280 Zeichen enthalten.
Was macht Mastodon anders?
Mastodon ist ein dezentrales System. Das bedeutet, dass es nicht über einen zentralen Server läuft. Zahlreiche freiwillige Helfer betreiben einen privaten Server. Diese Server schliessen sich zusammen, um so Mastodon zu hosten.
Mastodon verfügt über dreitausend Server. Es spielt keine Rolle, mit welchem Server jemand verbunden ist. Jeder Server kann mit jedem Server kommunizieren und somit auch jede Nutzerin mit jedem Nutzer.
Durch die Dezentralisierung ergeben sich folgende Vorteile:
Keine Zensur: Die Sperrung von Inhalten durch den Staat ist deutlich erschwert. Insbesondere in autoritären Staaten ist dies ein Vorteil.
Unabhängigkeit: Ein dezentrales Netzwerk untersteht nicht der Kontrolle eines bestimmten Staates oder einer Einzelperson.
Kein Verkauf: Im Gegensatz zu Twitter kann Mastodon nicht verkauft werden, zumal es in tausende unabhängige Instanzen aufgeteilt ist.
Ist Mastodon datenschutzfreundlicher als Twitter?
Wie der Datenschutz ausgestaltet ist, hängt von der jeweils angemeldeten Instanz ab. Jeder Server betreibt jeweils eine Instanz. Die meisten Personen nutzen die Instanz «@mastodon.social». Diese wird von der gemeinnützigen Mastodon GmbH gehostet. Das ist die Gründerfirma von Mastodon.
Die Datenschutzerklärung dieser Instanz klärt transparent über die Datenbearbeitung auf und beschränkt sich auf das Wesentlichste. Der Verkauf und der Handel mit den Nutzerdaten wird ausdrücklich ausgeschlossen. Das ist ein klarer Pluspunkt gegenüber Twitter, denn Twitter erhebt umfassend Daten über das Gerät, die Nutzung, die Identität und viele weitere Daten der Nutzer*innen und gibt diese weiter.
Mastodon ist also datenschutzfreundlicher als Twitter. Als Nutzer*in sollte die Datenschutzerklärung der jeweiligen Instanz vor Anmeldung dennoch kurz überprüft werden.
Macht es Sinn, auf Mastodon umzusteigen?
Aus Datenschutzgründen macht es durchaus Sinn, auf Mastodon umzusteigen. Wer umsteigt, findet sich allerdings im digitalen Niemandsland wieder, denn zurzeit hat Mastodon «nur» 5 Millionen Nutzer*innen. Das ist über 43 Mal weniger als Twitter. Zudem fehlen Mastodon noch die Behörden, Prominente und die Medien. Daher ist Mastodon momentan als soziales Netzwerk noch relativ uninteressant.
Es ist zu hoffen, dass immer mehr Menschen auf Mastodon umsteigen, damit sich das datenschutzfreundlichere Mastodon durchsetzen kann. Den Anfang könnte bspw. der EDÖB machen, der zurzeit nur als @derBeauftragte auf Twitter bekannt ist.